Ok. weiter gehts. Nur eine kurze Beschreibung fürs mitfühlen. Gerade haben sie noch gelesen, das wir uns am Hopfensee befinden und ich jetzt wegen der Temperaturen – und weil es im Übrigen ein schöner Urlaubszeitvertreib ist – schwimmen gehe. Jetzt, beim weiter schreiben, ist die nähere Umgebung dieselbe (richtig, Opal 560 SRF). Etwas weiter weg sieht es allerdings ganz anders aus. Anstatt 30 Grad plus hat es zwei Grad minus, es schneit was geht, das Allgäu wandelte sich aufgrund anderer Zufahrtswege ins Tannheimer Tal / Österreich und das heutige Datum ist…der 05.Januar 2022. Gut, gell? Nun ja, Ansichtssache. Vordergründig bedeutet dies, dass wir noch vier Tage im Urlaub sind. Näher betrachtet bedeutet dies auch, dass ich noch 2020 beenden und 2021 komplett schreiben muss. Immerhin, angefangen hab ich schon. Wie schon erwähnt… Weiter gehts.
Geistiger Zeit und Ortswechsel. Zurück am Hopfensee. Sie wissen, was meine ganze Familie über diesen Platz denkt. Daran hat sich nichts, aber auch gar nichts geändert. Was jedoch nachhaltig im Gedächtnis bleibt (auf diesen Urlaub bezogen) sind die Massen an E-Bike fahrenden Reisemobilisten / Kastenwagenfahrern, die zum Ein- und Ausparken fast genau solange brauchten wie ihr sonstiger Aufenthalt dauerte. Ständiges Schiebetür auf/zu und das Unvermögen bzw. Unterlassen zu Grüßen brannte sich nachhaltig in mein Gedächtnis. Beim Spazierengehen (incl. Gassi gehen mit Snoopy) kam noch der Adrenalinschub durch sich im Geschwindigkeitsrausch befindende, für Hörgeschädigte wie mich nahezu lautlose E-Bike Nutzer hinzu. Nun ja, ich gebe es zu, für meine Schwerhörigkeit können sie nichts. Aber auch Anja musste aufpassen. Schade finden wir auch die gesunkene Grundstimmung. Viele Mitcamper vergessen anscheinend, dass sie sich im Urlaub befinden. Die Gesichter und das Schweigen z.B. beim Spülen wirken zumindest auf mich so. Vielleicht sehe ich das alles aber einfach nur zu eng. Wie gesagt einfach nur persönliche Wahrnehmung, trifft Gott sei Dank nicht auf die meisten zu. Die sind, Reisemobilisten hin oder her, toll und in Ordnung. Aber die Ausnahmen werden mehr. Und die bestimmen leider das Erinnerungsbild oder die gefühlte Wahrnehmung. Diese Tendenz lässt sich, gefühlt nur nicht so stark, leider auch bei Wohnwagenfahrern beobachten.
Eine weitere, mit nachhaltigen Folgen verbundene Erinnerung beruht auf einem Tagesausflug nach Jungholz zur Alpe Sorg 1. Dort trafen wir uns mit einem befreundeten Ehepaar für einen schönen Nachmittag. Altersbedingt kamen die Damen auch auf die verschiedenen, inzwischen leider häufiger auftretenden Zipperlein ihrer Ehemänner (also auch mir) zu sprechen. Mein Kommentar zu diesem Gespräch führte leider nur zu zwei Reaktionen. Erstens allgemeines Gelächter und zweitens das Versprechen von Anja, zuhause für mich zu denken, handeln und Termine zu organisieren. Was tut ein verheirateter Mann in solch einer Situation? (zur Erinnerung: schönes Wetter Alpe Sorg 1, ein großer Apfelsaftschorle vor mir und Urlaub…) Richtig. Er schweigt, genießt den Moment und lässt den Herrgott einen guten Mann sein.
Leider vergeht auch in solchen schönen Momenten die Zeit. Und mit dem verrinnen derselben geht auch der schönste Urlaub zu Ende. Irgendwann hieß es Vorzeltabbau, anhängen und Hopfen Ade, Rheinsheim wir kommen.
Wieder zuhause hatte uns der Alltag schnell wieder im Griff. Gasprüfungen, Dichtigkeitsprüfungen, Fahrwerkswartungen, Bremsen, TÜV-Termine usw. und so fort. Ganz normaler Alltag eben. Und doch anders. Etwas fehlte. Nein, nicht die ständige Allgegenwart von Corona Meldungen in Fernsehen, Radio und sonstigen Medien. Dankenswerter Weise auch nicht Sie, unsere Kunden. Alle kamen und nahmen die ausgemachten Termine war. Erfreulich dabei immer wieder die netten Gespräche mit Ihnen über das rein Formale hinaus. Auch nicht die Vorfreude auf den inzwischen fast auch schon traditionellen Kurzurlaub über den ersten November im Schwarzwald. Also was? Neufahrzeuge! Das erste mal in der Geschichte unseres kleinen Betriebes war der Hof leer. Dauerhaft. Unübersehbarer Beweis jüngster Entwicklung.
Bewusst mit entschieden, herbeigeführt und verantwortet. Und trotzdem sehr belastend. Würden sie uns weiterhin akzeptieren, annehmen? Und das auch noch über eine längere Zeit hinweg? Immer wieder ein komischer Anblick morgens und abends beim Gang über den leeren Hof.
Es hatte aber auch Vorteile. Mehr Platz zum Rangieren. In der Theorie zumindest planbarere Zeitabläufe. Keine solch hohen, dauerhaften Verbindlichkeiten der Bank gegenüber, Versicherungen und eben alles was so mit neuen Fahrzeugen zusammenhängt. Alles bedacht, tausendmal durchgesprochen, aber jetzt eben sichtbar und greifbar.
Wirklich schön war bzw. ist, dass sie uns verstehen und uns signalisierten, auch weiterhin zu uns zu kommen. Dies freute und freut uns sehr. Hier auch unser Versprechen schwarz auf weiss oder wie auch immer sie ihren Bildschirm eingestellt haben: Wir sind auch weiterhin für sie da.
So vergingen die Tage mit Arbeiten, aber auch Überraschungen. Eine davon war, dass unsere Tochter Nicola uns so nebenbei nach der Arbeit beim Abendessen eröffnete, sie zieht aus und sucht eine Wohnung. Nun, mit zweiundzwanzig ist das ja an sich kein so abwegiger Gedanke. Es täte ihrer Entwicklung gut. Einige Gespräche weiter waren wir zwar immer noch skeptisch und hin und her gerissen, aber dazu entschlossen so gut es ging zu helfen. Anja sorgte für eine weitere: Morgen früh hast du einen Termin beim Urologen. Kein Widerspruch möglich. Widerspruchslos angenommen. Hauptsache ich muss nicht nüchtern kommen. Also am nächsten Morgen schnell zum Arzt. Untersuchung, Blutentnahme, das übliche eben. Aber was heißt üblich. Für mich war das alles Neuland, lag doch das letzte Prozedere dieser Art (wie die Zeit vergeht) zehn Jahre zurück. Einstellungsmäßig von mir auch als unnötige Störung des normalen Arbeitsalltags betrachtet. So wie jetzt auch. War doch der erste November schon in Sichtweite und davor gab es noch so viel zu tun. Dann kam der Anruf, dass mein PSA-Wert viel zu hoch sei. Gut. Noch nie was von diesem Wert gehört. Ist das Wichtig? Kurze Antwort: Ja. Und was jetzt? Vier Wochen keinen Sport, insbesondere kein Fahrradfahren und dann erneute Blutuntersuchung. Diesmal nüchtern? Nein nicht notwendig. Mit diesen Auflagen konnte ich leben, gut sogar. Zumal der Schwarzwald rief, die Arbeit aufgrund meiner immer noch viel zu optimistischen Zeiteinschätzung wie üblich länger als geplant dauerte und Nicolas Auszugswunsch auch immer konkreter wurde. Anja sagte manchmal, dass dieser PSA-Wert auch ernstere Erkrankungen anzeigen kann. Dies sah ich jedoch nicht so eng. Erstens war ich optimistisch, zweitens dachte ich an einen Messfehler und drittens hatte ich keine Zeit. Die schönen Tage im Schwarzwald taten uns gut. Wegen des Wetters und ärztlichem Rat wurde nicht mal ans mitnehmen der Fahrräder gedacht und so faulenzten wir in der Obhut des Wohnwagens, nur unterbrochen von Waldspaziergängen während Regenpausen, gemütlich vor uns hin. Doch auch diese Zeit bleibt nicht stehen. Praktisch direkt nach unserem Urlaub schlug Corona wieder zu. Verschärfte Regeln. Silvesterurlaub wegen Corona und auch familiären Gründen nicht möglich. Nicola hatte eine Wohnung gefunden und wir halfen beim Umzug und der Einrichtung. Meiner Mutter ging es gesundheitlich auch nicht so gut. Sie war wegen einer akuten Demenzbehandlung im Sommer in der Psychiatrie in Wiesloch mit Corona angesteckt worden. Trotz Herzerkrankung und Lungenprobleme (nicht Corona bedingt) hatte sie glücklicherweise nur einen schwachen Krankheitsverlauf. Aber die Isolation und der Bewegungsmangel machten ihr schwer zu schaffen. Als Sie dann endlich ins glücklicherweise gefundene Pflegeheim nach Landau durfte, war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Beim ersten Besuch meinerseits habe ich sie zunächst nicht sofort erkannt. Dafür schäme ich mich jetzt noch. Aber es ist eben nicht mehr zu ändern.
Meine zweite Blutuntersuchung ergab auch keine Besserung und so wurden weitergehende Untersuchungen geplant. Wegen Corona waren diese jedoch momentan nicht machbar. Dann war plötzlich Weihnachten. Genau. In Nicola´s Wohnung waren noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und dann war es auch schon geschafft. 31. Dezember. Ein ereignisreiches Jahr ging zu Ende. Diesmal nicht im Wohnwagen, sondern zu Hause. Beim Jahreswechsel der Wunsch nach einem guten neuen Jahr. Laut ausgesprochen und geäußert. Gedacht: Hoffentlich. Und? Noch Lust auf´s Lesen? Oder vielleicht ein kleines Bisschen neugierig? Wenn ja, dann Danke für´s dabei sein und Ihr Interesse und mit einem Rutsch (Click) ins Jahr 2021.
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